Der sd-Wert ist ein zentraler Begriff im modernen Bauwesen – und dennoch vielen kein Begriff. Er beschreibt den Widerstand eines Bauteils gegenüber dem Durchtritt von Wasserdampf und ist somit entscheidend für die Planung einer funktionalen und langlebigen Gebäudehülle. Wer Baufehler wie Schimmel oder Bauschäden vermeiden möchte, sollte den sd-Wert und seine Bedeutung genau kennen.
Beim Bau oder der Sanierung eines Gebäudes spielt der Schutz vor Feuchtigkeit eine tragende Rolle. Hier kommt der sogenannte sd-Wert ins Spiel – eine Kenngrösse, die angibt, wie stark ein Material den Wasserdampfdurchgang behindert. Doch was genau bedeutet das, und warum ist dieser Wert für die Gebäudehülle so wichtig?
Was ist der sd-Wert?
Auch Wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke genannt – wird in Metern (m) angegeben und drückt aus, wie dick eine ruhende Luftschicht sein müsste, um dem Wasserdampf denselben Widerstand entgegenzusetzen wie das jeweilige Bauteil. Je höher der der Wert, desto dichter ist ein Material gegenüber Wasserdampf. Ein sd-Wert von 1 m bedeutet also, dass das Material denselben Widerstand bietet wie eine 1 m dicke Luftschicht.
Er errechnet sich aus der Materialdicke (d in Metern) multipliziert mit dem µ-Wert (gesprochen: „Müh-Wert“), einem materialspezifischen, dimensionslosen Diffusionswiderstandszahl. Der µ-Wert gibt an, wie viel schwerer Wasserdampf durch ein Material im Vergleich zu Luft diffundieren kann. Je höher der µ-Wert, desto schlechter kann Wasserdampf durch das Material wandern.
Die Wanderung des Wasserdampfs
Wasserdampf bewegt sich durch Diffusion immer vom Bereich höherer Dampfdruckkonzentration zum Bereich niedrigerer Konzentration – meist also von innen nach aussen. Eine ungünstige Materialwahl kann dazu führen, dass der Dampf in den Bauteilschichten kondensiert, was langfristig Schimmelbildung und Bauschäden verursacht.
Um dies zu verhindern, muss der sd-Wert schichtweise durchdacht werden. Materialien mit einem hohen sd-Wert gehören in der Regel an die Innenseite, damit der Dampf nur schwer eindringen kann. Nach aussen hin sollten die Schichten immer diffusionsoffener werden, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.
Baumaterialien können entsprechend ihres Wasserdampfdiffusionswiderstandes in fünf Kategorien eingeteilt werden:
Dampfoffen sd-Wert 0.0m bis 0.5m
Dampfbremsend 0.5m bis 10m
Dampfhemmend 10m bis 100m
Dampfsperrend 100m bis 1500m
Dampfdicht ab 1500m
Warum ist der sd-Wert so wichtig?
Ein fehlerhafter sd-Wert-Aufbau in der Gebäudehülle kann zu Tauwasserbildung im Inneren der Konstruktion führen. Besonders im Winter, wenn die Temperaturunterschiede gross sind, kann es passieren, dass Wasserdampf innerhalb einer Schicht kondensiert. Dies gefährdet nicht nur die Bausubstanz, sondern auch die Energieeffizienz und Wohnqualität.
Fazit
Der sd-Wert ist ein unverzichtbarer Indikator für die Planung feuchtetechnisch sicherer Gebäudehüllen. Nur wer die Diffusionsfähigkeit von Materialien kennt und sinnvoll kombiniert, kann Bauschäden vermeiden und langfristig für ein gesundes Raumklima sorgen. Gerade in Zeiten energieeffizienten Bauens ist ein durchdachter sd-Wert-Aufbau unverzichtbar.